Hinweise zum Urvater Franziscus Canton und sein Umfeld in Schloßböckelheim/ Rhein-Pfalz im 17./18.Jahrhundert
Hinweise zum Alltag unserer Vorfahren mit seinen Nöten, Freuden und Einerlei
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N. Sanson ~1674, Reißmuseum Mannheim. Ausschnitt: WALTBECKELHEIM bei Creutznach. Um 1675 halten sich um Waldböckelheim französische, schottische, irische, lothringische, lüneburgische und münsterische Regimenter auf, zeitweise auch truppen des "lothringischen princen de lisbone und Vandtemont". R. Seil,1999,S.82[RP01] |
Sein erstes Kind Anna Catharina wird am 05.11.1687 in D-Waldböckelheim/ Rhein-Pfalz ins Kirchenbuch eingetragen. Es folgen noch weitere acht Kinder.
Man kann hieraus und von seinem Sterbedatum am 15.02.1733 annehmen, daß er um 1658 geboren wurde.
Seine Frau heißt Anna Catharina NN.
Hier lebte unser Urvater Franciscus Canton mit seiner Familie von zirka 1685 -1733. Es ist auch ein typischer Kartenausschnitt vom "Flickenteppich" der Rhein-Pfalz im 18. Jahrhundert.
Weitere Angaben in den Kirchenbüchern gemäß Bistumsarchiv Trier: [RP02]
Der Großvater vom Urgroßvater meines Urgroßvaters heiratet 1687 eine Anna Catharina NN.
Sein Sohn Johann Phillipp heiratet 1714 die Maria Eva Kus.
Das Geburtsdatum und Herkunftsort vom Urvater Franz Canton ist nicht bekannt.
Die ersten Patennamen beim Urvater Franz könnten eine Hilfe bei der weiteren Spurensuche sein:
Catharina Lauff
Maria oo mit Christoph Karst aus Norheim
Anna Barbara oo mit Georg Geiß
Maria Elisabeth Griesbach
Michael oo mit Sophia Schanbtz
Johann Braun
Übrigens, der Stammvater der Vorpommern-Cantow's in Hoppenwalde, der Andreas Canto/ Cantow (Schloßböckelheim/ Hoppenwalde)
wird in den Kirchenbuchabschriften von Waldböckelheim [RP08] Karbach 1994, S.118 nicht aufgeführt. Dafür gibt es den Elias. Wie sich an Hand der Original-Kirchenbücher herausstellte, ist Andreas und Elias als Elias Andreas ein und dieselbe Person.
Die Kirchenbücher gehen zurück für:
Taufen: 1677
Heiraten: 1701
Sterbefälle: 1700
In einer Einwohnerliste von Thalböckelheim von 1673 findet man noch keinen Canton/ Canto.
Nach R. Seil [RP05] Seite 256 wird für 1721 angegeben:
Frantz Canton
Johan Philipps Canto
In einer Zusammenstellung von Carl Velten in [RP11] Seite 72 findet man die Einwohner vom 23.12.1743:
Peter Canton
Michael Canton
Philipp Canton
Das Staatsarchiv in Koblenz teilte mir zu Franz mit:
"Aus einem Nahrungszettel" und Verzeichnis der liegenden Güter von Franz Canton, aufgestellt am 18.9.1720 (Abt. 655,44 Nr.4) erfahren wir über ihn:
Er war damals 62 Jahre alt, müßte also 1658 geboren sein; seine Ehefrau war 2 Jahre jünger, es lebten noch 6 Kinder im Alter von 30-10 Jahren.
Franz C. bezeichnete sich als Maurer, der aber wegen seines gelähmten Armes und, weil "ihm sein Gesicht vergehe", schon seit einigen Jahren sein Handwerk zu etwas Einträglichem nicht mehr ausüben könne.
Wenig später wird er als stockblinder Mann bezeichnet.
Er besaß zwar einige, meist sehr schlechte Güter, die er bebauen lassen mußte, weil er selbst kein Gespann hatte.
Er bewohnte ein kleines, schlechtes Haus in Talböckelheim, das Ende Juli 1719 durch eine Wasserflut zur Hälfte weggerissen wurde und von ihm wegen Armut noch nicht wieder in Stand gesetzt werden konnte.
Es stand eingeengt zwischen Bach und Felsen und grenzte mit einer Seite an den Brunnenplatz.
Über Canton Herkunft fehlt jeder Hinweis."
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Flugblatt 1621, Stadtarchiv Bad Kreuznach. Ausschnitt: BECKELHEIM 1620/21. Unter den vielen eroberten Städten und Burgen, die der Italiener Ambrosius Spinola aus Genua und in spanischen Diensten für den deutschen Kaiser Ferdinand III. erobert hat, befindet sich auch die Burg Schloßböckelheim. |
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Flugblatt 1621, Stadtarchiv Bad Kreuznach. Ausschnitt: SCHLOSSBECKELHEIM bombardiert mit 145 Schüss. 1621 forderte die Einnahme der Burg 200 spanische Tote. Spaniens größter Verlust im bisherigen Pfalzfeldzug. Und auf dem Kupferstich fehlt daher das Dach vom Schloßturm. Geschleift wurde die Burg im Jahre 1688 von den Franzosen. |
Hierzu schreibt H. Hahn, 1900, S.32,45,83[RP04] u.a. weiter:
Auch den Burgmannen wurden oft Lehen gegeben. Die Burgmannschaft gehörte dem Leibeigenstande an und wurde von der Herrschaft unterhalten.
...verkauften im Jahre 1775 ihren Anteil an Boos dem Freiherrn Vieregge in München.
Nach Ausweis einer Abschrift des Mannbuches (Verzeichnis der Leibeigenen) hatte im Jahre 1786 der Viereggische Anteil an Boos 120 Einwohner. Das Verzeichnis liegt in den hiesigen Akten.
Bis Anfang des 19.Jhd. werden beide Ortsteile Thal und Schloß getrennt genannt.
Ab Anfang 19.Jhd.= Thalböckelheim für beide Ortsteile
Ab 1911= Schloßböckelheim für beide Ortsteile
Seit 1920 gibt es den Ortsteil Kolonie, der ebenfalls zu Schloßböckelheim gehört.
Eine Kirche gab es immer nur in Waldböckelheim. Auf der Burg existierte ein Kapelle,
und 1673 wird ein Burgpfarrer Haust genannt. R.Seil,2000, S.40, 293, 258[RP05]
...und gesprochen wurde pfälzisch! Hier eine Sprachprobe aus der Fasenacht-Zeit: A. Becker,1920 Seite 299, 297, 171 [RP10]
Dort drowe in de Ferscht,
dort hängt e Stang voll Werscht,
do ess die än so klän,
do nämm ich zwo vor än.
Verzehn Daa vor Fasenacht
hot mei Vadder e Sau geschlacht.
Verzehn Daa denoo-
is nix mee davo doo.
So wundert es nicht, wenn um 1740 vielleicht unser Andreas Elias als er vom Herrn Pfarrer gefragt wird, welches die höchsten drei Feiertage sind, frisch antwortet:
Die heilige Fasenacht,
die heilige Sauschlacht
und die heilige Kerwe, Herr Pfarrer.
1620
24000 Spanier in Umgebung von Waldböckelheim
führen katholischen Glauben wieder ein.
1631
Schwedische Soldaten
1636
Französische Soldaten
1688-97
Orleanscher Krieg (Pfälz. Erbfolge)
1688
Burg Böckelheim von Franzosen geschleift. Zu dieser Zeit 200 Einwohner in Waldböckelheim
1701-15
Spanischer Erbfolgekrieg
1734/35
Polnischer Erbfolgekrieg: Österreichische, kroatische Soldaten
1742
Zehntenscheune in Waldböckelheim wird wieder aufgebaut.
Allerdings war dies einigen Canton's in Thalböckelheim um diese Zeit nicht von Vorteil R. Seil, 2000, S.68, 69 [RP05], denn die herrschende Armut wurde z.B. 1748 verstärkt durch die von der Kurpfälzischen Hofkammer veranlaßte Abholzung des Hahnenwald für eine Saline in Kreuznach. Diesen Wald nutzten die Dorfbewohner vorher als Rinder- und Schweinemast.
1756-63
Siebenjähriger Krieg: Französische Soldaten
1766
Lothringen kommt endgültig zu Frankreich